Estlands Eisstraßen – ein besonderes Erlebnis

Quelle: Visit Estonia

Estlands Eisstraßen – ein besonderes Erlebnis

Wenn der Winter kalt ist und sich auf der ufernahen Ostsee eine dicke Eisdecke bildet, werden in Estland die Eisstraßen geöffnet. Bei geeigneten Witterungsverhältnissen kann die Gesamtlänge der Eisstraßen über 80 km betragen.


Es gibt in Estland sieben offizielle Eisstraßen:

  • zwischen der Insel Hiiumaa und dem Festland (ca. 25 km)
  • zwischen den Inseln Hiiumaa und Saaremaa (ca. 15 km)
  • zwischen der Insel Muhu und dem Festland (ca. 10 km)
  • zwischen der Insel Vormsi und dem Festland (ca. 12 km)
  • zwischen der Insel Kihnu und dem Festland (ca. 15 km)
  • von der Stadt Haapsalu in die Gemeinde Noarootsi (ca. 3 km)
  • zwischen dem Hafen Laaksaare und der Insel Piirissaare (8 km)

Die Errichtung der Eisstraßen dient vor allem dem Ziel, das Leben der lokalen Bevölkerung zu vereinfachen, es geht also gar nicht in erster Linie um eine touristische Attraktion. Trotzdem ist es natürlich eine – auch für Festland-Esten. Diese Straßen sind für Menschen, die sie bislang nicht kannten, sehr überraschende, spannende, verblüffende oder gar unglaubliche Erlebnisse. Die Fahrt auf einer Eisstraße ist etwas, das man nicht so schnell vergisst.


Die Eisstraßen

• Die Strecke Haapsalu-Noarootsi bietet eine gute Möglichkeit, erstmals zu erleben, wie es ist, auf einer solchen Eisstraße zu fahren, zugleich ist es ein guter Anlass die Halbinsel Noarootsi zu entdecken.

• Die Eisstraße Rohuküla-Vormsi ist sozusagen etwas für „Fortgeschrittene". Dieser Weg führt zur winterlichen Insel Vormsi.

• Die Eisstraße, die nach Hiiumaa führt, ist die Königsdisziplin: Die 25 km lange Eisstraße ist eine sehr besondere Erfahrung. Es handelt sich um die längste Eisstraße Europas.

• Die Eisstraße Saaremaa - Hiiumaa wiederum ist der schnellste Weg von der größten estnischen Insel zur zweitgrößten.

• Auch die Eisstraße nach Kihnu ist mit ihren etwa 15 km eher für Fortgeschrittene und führt zur winterlichen Insel Kihnu, die in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen worden ist.


Auf der Eisstraße

Die Eisstraßen Estlands werden permanent kontrolliert; die Sicherheit geht immer vor.

Foto: Vendo Jugapuu, Visit Estonia


Rekorde

Die allerlängste urkundlich erwähnte Eisstraße, deren Anfang sich in Estland befand, führte 1323 von der Insel Saaremaa nach Lübeck. Die längste europäische Eisstraße verbindet Rohuküla auf dem estnischen Festland mit Heltermaa auf der Insel Hiiumaa. Je nach den Eisbedingungen und der jeweiligen Route ist diese Straße etwa 24-27 km lang.

Die meisten Autos fuhren auf der Eisstraße Haapsalu-Noarootsi und zwar 2013, als diese Straße 77 Tage lang geöffnet war und von insgesamt 19.979 Fahrzeugen benutzt wurde. Das einzige Jahr, in dem alle Eisstraßen gleichzeitig für den Verkehr freigegeben waren, war das Jahr 2011. Damals benutzten insgesamt 55.663 Fahrzeuge die Eisstraßen.

Der „Nutzfaktor" ist am größten bei der Eisstraße Haapsalu-Noarootsi: Diese verkürzt die Reisezeit um das Zehnfache.


Sicherheit

Die Eisstraßen sind nur bei Tageslicht für den Verkehr freigegeben. Die empfohlene Geschwindigkeit beträgt bis 25 km/h oder 40-70 km/h. Die Geschwindigkeit von 25-40 km/h sollte man vermeiden, um keine Resonanz zu erzeugen und das Eis nicht zu beschädigen.

Die Eisstraße ist die einzige Straße, auf der man keine Sicherheitsgurte anlegen darf. Es muss sichergestellt sein, dass sich im Notfall die Türen schnell öffnen lassen und die Insassen von nichts am Ausstieg gehindert werden. Es ist außerdem verboten auf der Eisstraße anzuhalten.

Als besonders stark gilt das Eis, das gerade neu entstanden ist. Die Eisdecke trägt einen Menschen, wenn sie 5-8 cm dick ist. Um hingegen eine Straße zu errichten, muss die Eisdecke mindestens 20 cm dick sein. Dann dürfen Fahrzeuge mit einer maximalen Gesamtmasse von 2,5 Tonnen auf die Eisstraße.

Der Abstand der Fahrzeuge zueinander muss mindestens 250 Meter betragen, damit das Eis nicht zu sehr belastet wird und um Auffahrunfälle  zu vermeiden. Auf den offiziellen Eisstraßen hat es in Estland noch nie einen schweren Verkehrsunfall gegeben, kein Fahrzeug ist bis dato je eingebrochen.



Der Klimawandel macht leider auch vor Estland nicht Halt; die Winter werden insgesamt wärmer – und darunter leiden natürlich auch die Eisstraßen.

Hier ist eine kleine Übersicht. In den folgenden Jahren waren die genannten Eisstraßen geöffnet:

  • 2023: bisher keine Eisstraße geöffnet
  • 2022: keine Eisstraße geöffnet
  • 2021: Laaksaare - Piirissaare
  • 2020: Haapsalu – Noarootsi und Laaksaare – Piirissare
  • 2019: Haapsalu – Noarootsi und Laaksaare – Piirissaare
  • 2018: Haapsalu – Noarootsi, Rohuküla – Vormsi, Triigi – Tärkma und Laaksaare – Piirissaare
  • 2017: Haapsalu – Noarootsi und Laaksaare – Piirissaare

Das letzte Mal, dass alle estnischen Eisstraßen geöffnet waren, war das Jahr 2011.


Zuletzt aktualisiert: 07.12.2023

Thema: Aktivitäten & Abenteuer, Natur & Tierwelt