Die schönsten Fahrradtouren in Estland

Quelle: Karl Markus Antson

Die schönsten Fahrradtouren in Estland

Estland ist ein flaches Land. Tourenradler werden sich deshalb hier besonders wohlfühlen. Es gibt kaum lästige Steigungen, die einem den Schweiß auf die Stirn treiben. Man kann einfach so dahinradeln und die wunderschöne und sehr abwechslungsreiche Natur bewundern. Wir haben die schönsten Touren für Radelfans zusammengestellt.

Natürlich kann man in Estland Fahrräder leihen, wenn man das eigene nicht mit in den Urlaub nehmen möchte. Verleihstationen gibt es so gut wie überall im Land und auf den Inseln.


1. Radtouren auf dem Festland

Tallinn

In Tallinn sollte man am besten stadtauswärts radeln

Foto: Siiri Kumari, Visit Estonia

Natürlich kommt man auch im Zentrum von Tallinn mit dem Fahrrad von A nach B – aber das ist eher etwas für hartgesottene Fahrradkuriere. Trotzdem braucht man hier kein Auto; man tut sogar gut daran, den eigenen (oder gemieteten) motorisierten fahrbaren Untersatz während des Aufenthaltes in der estnischen Hauptstadt stehen zu lassen und sich mit Straßenbahnen, Bussen, Taxis oder zu Fuß fortzubewegen. Das ist einfach sehr nervenschonend und praktisch.

Aber zurück zum Radeln: Es gibt trotz des Einwandes lohnende Touren in der Hauptstadt – nämlich dann, wenn man stadtauswärts fährt.

Tallinn - Viimsi

Die Tour führt vom Zentrum aus ostwärts über den Stadtteil Kadriorg und dann entlang der Strandpromenade von Pirita. Unterwegs kann man je nach Lust und Laune diverse Besichtigungsstationen einbauen, wie das Russalka-Denkmal, das Schloss Katharinental und den Kadriorg-Park, die Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus und schließlich das Open Air Museum in Viimsi.

Tallinn – Paljassaare

Hier fahren wir vom Zentrum aus gen Westen und bleiben dabei ebenfalls immer an der Küste. Unterwegs gibt es folgende sehenswerte Stationen: Den Noblessner Hafen (Port Noblessner) – jenen neuen, gerade im Totalumbau befindlichen Nobelstadtteil Tallinns –, den wunderschönen Strand von Pikakari und schließlich die Landzunge von Paljassaare mit diversen Vogelbeobachtungsposten.


Kreis Tartu

Ab Juni 2019 verfügt Tartu über ein Bike-Sharing-System

Foto: Riina Varol, Visit Estonia

Der Süden Estlands rund um die Kulturhauptstadt Tartu ist für abwechslungsreiche Fahrradtouren sehr gut geeignet. Man bekommt hier einen wunderbar umfassenden Eindruck estnischer Landschaft – und erlebt jenen Umstand, der alle Estland-Urlauber immer aufs Neue fasziniert: Man kann den weiten und so gut wie menschenleeren Raum genießen.

Touren rund um Tartu

Der Selgise-Fahrradweg misst 25 Kilometer und führt auf einer gut ausgebauten Strecke durch den Wald. Er ist beschildert und bietet unterwegs eine Hütte und eine Feuerstelle.

Der Ilmatsalu-Fahrradweg ist sozusagen ein Flusswanderweg. Er folgt dem Verlauf des Flusses Ilmatsalu über Wiesen und Felder, entlang von Fischteichen und über Waldlichtungen. Auch er hält diverse Feuerstellen fürs Picknick bereit, bietet eine Bademöglichkeit am Baggersee und ist sehr aussichtsreich. Hobby-Ornithologen werden ebenfalls ihren Spaß haben.


Übrigens: Die Stadt Tartu hat ein offizielles Fahrradverleih-System installiert – Tartu Smart Bike. 750 Fahrräder stehen an 69 Verleihstationen zu Verfügung. Man erwirbt ein Tages-, Wochen- oder Jahresticket ab 5 Euro und damit die Berechtigung, die Fahrräder zu nutzen. Selbstverständlich auch für längere Touren. Im Angebot sind auch E-Bikes und das System ist an den Öffentlichen Nahverkehr angeschlossen.


Weitere schöne Fahrrad-Touren auf dem Festland

Fahrradfahren in Estland macht einfach Spaß!

Foto: Jaanus Ree, Visit Estonia

Wer Estland kennt, weiß, dass man hier eigentlich überall wunderbar radfahren kann. Das liegt zum einen an der herrlichen Landschaft, die stets sehens- und erfahrenswert ist; zum anderen liegt es am vergleichsweise geringen Verkehrsaufkommen selbst auf den großen Landstraßen. Dieser Abschnitt mit weiteren empfehlenswerten Festlandrouten wird in Kürze ergänzt.

Ikla – Võiste – Pärnu

Eine großartige längere Tour ist die Fahrradroute Ikla – Võiste – Pärnu. Sie dauert rund 2 Tage, wenn man sie komplett befahren will – aber natürlich kann man auf ihr auch nur Teilstrecken zurücklegen. Die Tour führt entlang der alten Landstraße von Riga (Lettland) nach Pärnu. Hier findet man zahlreiche Zeltplätze und Feuerstellen, bezaubernde kleine Fischerdörfer und alte Kirchen. Von Häädemeeste bis Pärnu führt die Tour entlang der "Via Baltica", die eine leider vergleichsweise hohe Verkehrsdichte hat. Wen das nicht stört: Die Strecke ist wirklich lohnend und vielleicht findet man mit etwas Abenteuerlust und ohne Zeitdruck ja auch den einen oder anderen Schleichweg.



2. Radtouren auf den estnischen Inseln

Die Insel Muhu

Eine glückliche Spinne im Sonnenaufgang

Muhu ist für viele nur "Durchgangsinsel" auf dem Weg nach Saaremaa. Zu Unrecht! Die kleine Insel ist eine Naturperle und überaus erkundungswürdig.

Foto: Aaron Urb, Visit Estonia

Wer nach Saaremaa will, kommt an Muhu nicht vorbei. Ganz im Osten der kleinen Insel liegt der Fährhafen Kuivastu, der Muhu mit dem Festland verbindet. Und Saaremaa wiederum erreicht man nur von Muhu aus über einen Damm. Doch auch Muhu selbst ist sehenswert und kann gut mit dem Fahrrad erkundet werden.

Rundtour auf Muhu

Die Insel hat man mit dem Rad in rund zwei Tagen bezwungen. Etwa 80 Kilometer misst die komplette Insel-Tour. Unterwegs finden sich pittoreske Fischerdörfer, Windmühlen, Landhäuser und jede Menge urwüchsiger Natur – inklusive Elchen und Dammwild.


Die Insel Saaremaa

Die Schlossanlage der "Inselhauptstadt" Kuressaare

Foto: Rainer Süvirand, Visit Estonia

Die größte estnische Insel Saaremaa verfügt mit Kuressaare über ein richtiges Inselzentrum mit Schlossanlage, Kurpark, diversen Restaurants und ist die Wellness-Insel Estlands. Hier gibt es viele SPA-Hotels, in denen man die Seele baumeln und den Alltag hinter sich lassen kann. Außerdem besitzt sie den typischen und wunderbaren Ostseeinsel-Flair – mit langen Stränden, leichten Sanddünen und gedrungenem, knorrigem Nadelgehölz.

Kihelkonna – Leisi

Die komplette Tour Kihelkonna – Leisi erstreckt sich über 65 Kilometer und ist – inklusive der verschiedenen Stationen und Besichtigungsmöglichkeiten - gut und entspannt in zwei Tagen zu bewältigen. Highlights sind das Bauernhofmuseum Mihkli und die Halbinsel Tagamõisa.


Die Insel Hiiumaa

Hiiumaa ist ein veritables Fahrrad-Paradies

Foto: Magnus Heinmets, Visit Estonia

Hiiumaa ist Estlands Fahrradinsel. Sie ist sehr "naturbelassen", hat kaum größere Ortschaften und man kann herrlich ausspannen. Mit dem Drahtesel kommt man hier überall hin und es gibt viele tolle Touren mit Rast- und Besichtigungsstationen:

Fahrradtour auf der Halbinsel Tahkuna

Die Ausfahrt auf die Halbinsel Tahkuna ist mit rund 45 Kilometern Länge eine ordentliche Tagestour. Einfache Wege wechseln sich mit ruhigen Landstraßen ab. Besichtigungs-Highlights auf der Strecke sind u.a. das Militärmuseum und der Leuchtturm der Halbinsel.

Heltermaa – Suuremõisa – Hellamaa – Kärdla

Für diese Tour von Heltermaa nach Kärdla sollte man sich ebenfalls einen ganzen Tag lang Zeit nehmen. Alleine das Gutshaus Suuremõisa mit seinem einladenden Park verdient mindestens ein Stündchen Aufmerksamkeit. Und auch die weiteren Stationen – wie beispielsweise der Hafen Suursadam – geben einen guten und interessanten Einblick in die Geschichte Hiiumaas.

Luidja – Kõrgessaare – Kärdla

Mit 29 Kilometern ist die Tour von Luidja nach Kärdla ein ganzes Stück kürzer. Zeit zu haben, ist trotzdem gut, denn schon der Strand von Luidja im Ausgangsort der Tour ist überaus einladend – von dem Restaurant Viinaköök in einer alten Wodkabrennerei ganz zu schweigen. Diese Unternehmung ist außerdem etwas für Blumenfreunde: Orchideenliebhabern wird insbesondere um den Johannitag herum das Herz aufgehen. 

Käina – Kassari

Im Süden Hiiumaas lockt eine 30 Kilometer lange Tour zwischen Käina und Kassari. In Orjaku lassen sich auf dem entsprechenden Turm sehr gut Vögel beobachten – ihr Artenreichtum auf der Insel ist faszinierend. Auch der Hafen im Ort mit dem kleinen Pub ist reizend. Natur pur samt unmittelbarer See-Erfahrung gibt es auf der Landzunge Sääretirp.

Sõru – Emmaste – Kõpu

Zu guter Letzt empfehlen wir auf Hiiumaa die Radtour von Sõru nach Kõpu. Es ist mit 60 Kilometern die längste der vorgeschlagenen Fahrten – aber sie lohnt sich. Und man kann sie natürlich auch in mehrere Etappen aufteilen. Diese Route lebt von Kirchen – z.B. der reizenden hölzernen Mänspäe-Kapelle – und von Leuchttürmen. Denn hier auf Hiiumaa steht der älteste und vielleicht eindrucksvollste Leuchtturm Estlands. Ein weiteres Kuriosum auf dieser Tour gibt es in Ristna. Dort nämlich kann man ein ganz besonderes Museum aufsuchen: das Museum der Meeresabfälle, das gleichzeitig ein kreativer Supermarkt ist, in dem allerlei u.a. aus Strandgut gefertigt wird.


Die Insel Kihnu

Trachten hin, Volkstänze her: Auch auf Kihnu geht nichts ohne Handy

Foto: Renee Altrov, Visit Estonia

Auf Kihnu scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Insel ist vor allem für drei Dinge bekannt: für die traditionellen Trachten, für das Quasi-Matriarchat und für die alten sowjetischen Beiwagen-Motorräder, mit denen die Frauen über die Insel sausen. Kihnu verfügt aber auch über eine großartige Landschaft und eignet sich ausgezeichnet für die Erkundung mit dem Fahrrad. Die Insel ist nicht sehr groß, so dass man auf einer Rundtour einen guten Überblick bekommt.

Rundtour auf Kihnu

Hafen, Museum, Leuchtturm – das sind die Besichtigungs-Stationen, die man auf der Erkundungstour per Rad unbedingt einplanen sollte. Das Schöne auf der Insel: Hier gibt es – mit Ausnahme der bekannten Motorräder – kaum motorisierten Verkehr. Als Fahrradfahrer ist man somit sehr sicher und mittendrin in herrlichster Natur. Übrigens: Wer kein Fahrrad auf die Insel mitbringen möchte, kann sich in mehreren entsprechenden Verleihstationen mit einem Zweirad eindecken.


Die Insel Vormsi

Herrlich ruhig und mit schwedischer Vergangenheit: Vormsi

Foto: Renee Altrov, Visit Estonia

Vormsi ist ein idyllisches Fleckchen. Hier leben heute rund 350 Einwohner in 14 Inseldörfern, die aufgrund ihrer Vergangenheit alle sehr schwedisch klingen. Im Inselhauptort Hullo steht eine hübsche Kirche aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts. Der Inselleuchtturm findet sich in Saxby, im Nordwesten. Die Menschen auf Vormsi leben von Landwirtschaft und Fischfang. Seit einigen Jahren erhält auch der (Sommer-)Tourismus zunehmenden Stellenwert.

Vormsi auf eigene Faust

Für die 55 Kilometer-Tour über die Insel empfehlen wir zwei Tage. Man sollte die Sache hier gemächlich angehen und in den Insel-Rhythmus eintauchen. Start der Tour ist am hübschen Inselhafen Sviby, in dem man übrigens auch Fahrräder leihen kann. Der Vollständigkeit halber: Hier gibt es auch einen Bootsverleih und ein nettes kleines Café mit Blick auf die See. Die Strecke führt durch die Inseldörfer, wartet mit dem Besuch des Bauernhofmuseums auf und natürlich steht auch der Leuchtturm auf dem Plan.


Sind Sie auf den Geschmack gekommen? Dann planen Sie doch schon mal Ihren Fahrradurlaub in Estland! Hier finden Sie weitere Informationen und eine Übersicht über viele Fahrradtouren und -routen.