Urlaub am Peipus-See

Quelle: Aron Urb, Visit Estonia

Urlaub am Peipus-See

Der Peipus-See ist ein Gigant. Er ist der fünftgrößte See Europas und siebenmal so groß wie der Bodensee. Mitten durch ihn hindurch verläuft die estnisch-russische Grenze. In Estland wird der See liebevoll "Peipsi" genannt. Und Peipsimaa, wie das „Peipus-Land" auf Estnisch heißt, bietet ausgezeichnete Bedingungen für einen Urlaub mit der ganzen Familie.


Das Gebiet auf der estnischen Uferseite des Sees wird seit Jahrhunderten von den so genannten Altgläubigen geprägt: Ursprünglich Bürger des zaristischen Russlands, verweigerten sie sich der Reformation der Orthodoxen Kirche und fanden am Westufer des Peipus-Sees ein neues Siedlungsgebiet. Hier ist seither ein einzigartiger Kulturraum entstanden.

Zwiebeln gehören unbedingt zum Peipus-See

Die Altgläubigen ziehen seit Ewigkeiten Zwiebeln und verkaufen sie an der Straße

Foto: Aron Urb, Visit Estonia

Besonders charakteristisch für die Gegend sind Zwiebelzöpfe, die man überall an der Straße zum Verkauf ausgestellt findet. Die so genannte „Zwiebelstraße", die einen Großteil des Peipsi-Westufers ausmacht, wurde nach diesem Phänomen benannt. Diese Zwiebelzucht haben die Altgläubigen damals mit an den See gebracht und betreiben sie seither so gut wie alle.


Natur am Peipus-See

Die Landschaft am See ist am Westufer von Küstenwäldern, Wiesen und Schilfbestand geprägt. Es gibt hier zwar einige versteckte kleine Badebuchten, aber wer einen richtigen großen Sandstrand sucht, sollte ans Nordufer fahren. Dort wird man mit dem hübschen und weitläufigen Erholungsgebiet Kauksi allerdings reich belohnt.

In Süd-Estland, zu dem das Peipus-Gebiet größtenteils gezählt wird, wimmelt es sozusagen von lohnenden Wanderwegen und einige von ihnen liegen in Seenähe. Besonders zu empfehlen ist der Naturlehrpfad im Urwald Järvselja; er wurde mit dem gelben Fenster der Zeitschrift „National Geographic" gekennzeichnet und ist auch Bestandteil des neuen baltischen Waldwanderweges, der von der lettischen Hauptstadt Riga in einem großen Bogen entlang des Peipus-Sees bis in die estnische Hauptstadt Tallinn führt.

Eine für die Gegend und einen Binnensee einzigartige Sandstein-Felsformation findet sich an der Steilküste Kallaste. Hier hat sich übrigens auch ein hübscher kleiner Strand versteckt, der allerdings in der Saison meist sehr schnell voll ist.

Zu erwähnen sind außerdem zwei Parks, die den Besuch lohnen: der Schlosspark von Alatskivi ist die größte Anlage ihrer Art im Landkreis Tartumaa. Und den wunderschönen Park von Räpina an den malerischen Ufern des Flusses Võhandu – mit dem Schloss Sillapää in seiner Mitte – muss man einfach erlaufen haben.

Und dann sind da natürlich die Vögel, die man von verschiedenen Punkten des Sees aus beobachten kann. Ein besonders guter Posten ist der Aussichtsturm auf dem Gebiet des Repina-Polders.


Kultur am Peipus-See

Das kulturelle Leben am Peipus-See wird von den Traditionen der Altgläubigen bestimmt. Es gibt sowohl eine typische Wohnhaus-Architektur – wie es auch eine typische Dorfanordnung, mit der Straße in der Mitte, gibt – als auch eine typische sakrale Bauweise, welch letztere in Form von einigen sehenswerten Kirchen und Gebetshäusern bestaunt werden kann. 

Erste Anlaufstelle, um sich mit der Kultur der Region vertraut zu machen, sollte das Besucherzentrum des Peipus-Landes in Kolkja sein. Und dann gibt es in der Region zwei Museen, die in Leben und Kultur der Altgläubigen einführen: ein kleineres in Mustvee und das große Museum der Altgläubigen in Kolkja, das nach drei Jahren sorgsamer Renovierung Ende 2023 wieder eröffnet worden ist.

Für Guts- und Herrenhaus-Fans seien außerdem zwei Schlösser zur Besichtigung empfohlen: Das Schloss Alatskivi und das Schloss von Sillapää, in dessen 1. Stockwerk sich heute das Heimatkunde- und Gärtnereimuseum von Räpina befindet. Beide zählen zu den besonderen Orten, die von National Geographic ausgezeichnet wurden.

Das Peipus-Gebiet verfügt auch über zahlreiche kleine Museen, die anschaulich über Geschichte und Traditionen der Altgläubigen erzählen. Besonders hervorzuheben sind in diesem Segment das Museum der lebendigen Geschichte in Varnja und die Dauerausstellung „Samoware und Altgläubige" in der Nähe von Mustvee.

Aber nicht nur die Altgläubigen werden in regionalen Museen vorgestellt. Unbedingt besuchenswert ist das Seto-Museum von Saatse, das einen umfassenden Einblick in die Traditionen dieser ethnischen Minderheit im Süden Estlands gibt. Und dann ist da noch das wunderbare  Kalevipoeg-Museum, das sich dem estnischen Nationaepos widmet.


Essen und Trinken am Peipus-See

Frischer Fisch im Fisch- und Zwiebelrestaurant in Kolkja

Foto: Kaidi Dimitriev, Visit Estonia

Die Küche am Peipus-See ist in naheliegender Weise von frischem Seefisch geprägt. Es gibt ihn in allen Variationen: gekocht, gebraten, frittiert oder geräuchert und während der Saison auch an lkeinen Ständen am Straßenrand zum Mitnehmen zu kaufen. Und immer wieder gibt es Koch-Workshops in der Region, die für passionierte Hobbyköche sehr bereichernd sind – zum Beispiel diesen hier zur Zubereitung von Fischgerichten.

Man findet einige nette kleine Restaurants, oft in recht privater Atmosphäre, die die Peipsi-Küche mit Fisch und anderen frischen Zutaten aus der Region anbieten. Zu empfehlen ist beispielsweise das Fisch- und Zwiebelrestaurant in Kolkja, das Hafencafé in Räpina (mit Seeblick) und Annas Café in Kallaste. Anna betreibt auch eine kleine Pension; hier kann man also auch übernachten, was uns zur nächsten Rubrik dieses Beitrages führt.


Übernachten am Peipus-See

Richtige Hotels finden sich hier eher wenige; eines gibt es in Värska und eines in Räpina. Alternativ kann man sich in einer der Suiten des Schlosses Alatskivi einmieten.

Meist jedoch hat man es mit sympathischen und familiären Pensionen bzw. Gästezimmern zu tun oder mit Ferienhäusern bzw. Ferienhöfen. Wem diese Art der Unterbringung mit Familienanschluss liegt, wird eine wunderbare Zeit haben. Zum Beispiel eben bei Anna in Kallaste, auf dem Ferienhof Pedaja oder im hübschen Ferienhaus Pusi.

Peipsimaa hält aber auch Übernachtungsmöglichkeiten für Freunde des Abenteuers und des Außergewöhnlichen bereit: Man kann beispielsweise in einem Saunaboot nächtigen oder – mit wenig Komfort – in einem typischen Haus der Altgläubigen. Und sogar Glamping wird hier angeboten – ganzjährig!


Sport und Freizeit am Peipus-See

Raus in die Natur! – So lautet das Motto für den Estland-Urlaub ja ohnehin. Und davon macht auch das Peipus-Gebiet keine Ausnahme. Hier gibt es aber noch mehr Möglichkeiten, was natürlich am stets griffbereiten See liegt. Will heißen: Vor allem Wasserratten werden ihren Spaß haben, denn der Möglichkeiten, dem Wassersport nachzugehen, sind viele.

Alle Möglichkeiten zum Wassersport

... mit vielen Angeboten auch für Kids

Foto: Sven Luks, Visit Estonia

Motorboot- oder Floßfahrten, Standup-Paddling am Strand von Kauksi und allerlei lustige wassernahe Betätigungen für Kids und Jugendliche, wie Wakeboards und Tubes, prägen das Sommerhalbjahr. Im Winter stehen Eislaufen, Eisangeln, Tretschlittenfahren oder Touren mit dem Monstertruck über den gefrorenen See auf dem Programm.

Wer erstmal genug Wasser hatte oder einfach ein bisschen Abwechslung benötigt, sollte unbedingt den Abenteuerpark im Dorf Kratiküla besuchen. Hier gilt es u.a. Höhenangst zu überwinden, den Gleichgewichtssinn zu trainieren (oder zu entdecken) und Vertrauen zu lernen.

Abenteuerpark im Dorf Kratiküla 

Foto: Valdo Karigur, Visit Estonia

Außerdem warten, wie im Kapitel über die Natur erwähnt, schöne Wanderrouten – und natürlich auch Fahrradtouren. Langweilig wird es hier jedenfalls bestimmt nicht!


Fazit

Das Peipusgebiet ist unbedingt eine Reise wert!

Kulturell interessant, landschaftlich schön, viel Wassersport- und Freizeitmöglichkeiten

Foto: Aron Urb, Visit Estonia

Wer kulturell interessiert ist, wird hier, auf dem Gebiet der Altgläubigen, bereichernde Erfahrungen finden und viel entdecken können. Schleckermäulchen werden sich an viel frischem Seefisch laben können. Wer Wasserfreund ist, aber nicht unbedingt ein Meer braucht, um im Urlaub glücklich zu sein, kann den riesigen Peipus-See zu seinem Wassersport-Revier erklären und wird ihn lieben lernen. Es gibt schöne Wanderwege und vielfältige Landschaftseindrücke. Und wenn man mal wieder etwas Stadtluft schnuppern möchte: die Universitätsstadt Tartu ist nicht weit!

Planen Sie Ihren Urlaub am Peipus-See!