Estland ist ein kleines Land, man kommt relativ schnell von A nach B. Die Infrastruktur ist gut ausgebaut. Ein großes Landstraßennetz verbindet Städte und Dörfer miteinander. Die Fahrtzeit zwischen zwei größeren Städten dauert eigentlich nie länger als drei Stunden. Die besuchbaren Inseln sind per Fähre ans Festland angebunden. In der Hauptstadt Tallinn ist man am schnellsten und stressfreiesten mit der Straßenbahn unterwegs. Man kann das Land auch wunderbar mit dem Wohnmobil erkunden. Und für Fahrrad-Enthusiasten gibt es ebenfalls tolle Routen.
Am flexibelsten sind Sie, wenn Sie Estland mit dem Auto erkunden. Mietwagen kann man bei verschiedenen international bekannten, aber auch lokalen Anbietern direkt am Flughafen in Tallinn mieten. Empfohlen wird das bereits im Vorfeld Ihrer Reise zu tun und von Deutschland aus z.B. bei einem der Vergleichsanbieter zu buchen.
Estland hat Rechtsverkehr und ein ausgedehntes, gut gepflegtes Straßennetz. Es gibt keine Autobahnen und folglich auch keine Gebühren. Bisweilen sind kleinere Straßen auf dem Land sehr schmal und nicht asphaltiert.
Das Tempolimit auf Landstraßen außerorts beträgt 90 km/h, innerstädtisch 50 km/h, sofern nicht anders angegeben. Fahrer und Mitfahrer müssen angeschnallt und das Licht muss immer, also auch tagsüber, eingeschaltet sein. Estland verfolgt eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Fahren unter Alkoholeinfluss; hier gilt also tatsächlich die 0 Promille-Grenze!
Autofahren in Estland macht in aller Regel großen Spaß, weil auf den Straßen selten viel los ist und man stets durch eine herrliche Landschaft gleitet. Ausnahme ist Tallinn: Hier kommt man weitaus besser und nervenschonender mit Bus, Bahn oder zu Fuß von A nach B.
Tankstellen sind hauptsächlich in größeren Städten zu finden. Sorgen Sie also für einen vollen Tank, bevor Sie in eher abgelegene Gegenden fahren!
Parken
In Tallinn und Tartu ist Parken mehr oder minder grundsätzlich kostenpflichtig. Es gibt ausgewiesene Parkplätze – meist mit einem Parkscheinautomaten, der mit EC- oder Kreditkarte bezahlt werden kann. Oft muss hier das KFZ-Kennzeichen eingegeben werden, um ein Ticket zu ziehen.
Eine Alternative ist das „Smart Parking“. Hierzu benötigt man ein Smartphone und die entsprechende App. Weitere Infos zum Parken in Tallinn.
In Tallinn wird mancherorts sogar für das Abstellen eines Fahrrads eine Parkgebühr fällig.
Auf den Parkplätzen und in den Parkhäusern größerer Shopping-Center ist das Parken mit Parkscheibe oft für ein bis vier Stunden kostenlos. Als Berechtigungsnachweis dient im Zweifelsfall ein Kassenzettel aus dem Center.
Geschwindigkeitsbeschränkungen
Innerorts gilt in der Regel Tempo 50, bisweilen auf Tempo 30 beschränkt. Auf Landstraßen gilt generell 90 km/h. Streckenweise wird auf 70 km/h begrenzt. Rund um Tallinn gibt es Straßenabschnitte, auf denen temporär 110 km/h gefahren werden dürfen. Stationäre Anlagen zur Geschwindigkeitsüberwachung („Blitzer“) sind weit verbreitet. In der Regel wird aber zuvor mit einem Schild darauf hingewiesen.
Alkohol am Steuer
Estland verfolgt eine Null-Toleranz- und eine Null-Promille-Politik. Will heißen: Alkohol am Steuer ist absolut verboten. Im Falle einer Kontrolle drohen beim geringsten Alkoholgehalt im Blut drastische Strafen.
Bereifung
Falls Sie keine zugelassenen Ganzjahresreifen montiert haben, benötigen Sie in Estland Sommer- und Winterreifen. Letztere müssen zwischen 1. Dezember und Ende Februar und dürfen in der Zeit zwischen 15. Oktober und 31. März gefahren werden. In Ausnahmefällen wird dieser Zeitraum verlängert (1. Oktober bis 30. April). Die Profiltiefe muss mindestens 3mm betragen.
E-Autos
E-Autos sind in Estland sehr willkommen. Es gibt ein gut ausgebautes Netz von rund 170 Schnellladestationen, verteilt über das ganze Land. Die Entfernungen zwischen zwei Stationen betragen maximal 40-60 Kilometer. Man findet die Stationen dort, wo man sie auch vermuten würde: Entlang großer Straßen, in Städten, an Tankstellen, neben Einkaufszentren. Vor der ersten Nutzung muss mit dem Anbieter Elmo ein Kundenvertrag geschlossen werden. Wie alles Bürokratische in Estland geht das sehr schnell und unkompliziert online. Nähere Infos gibt’s hier.
Mietwagen
Ihren Leihwagen können Sie ganz bequem am Flughafen in Tallinn in Empfang nehmen. Viele bekannte internationale und einige lokale Anbieter haben ihre Büros und Parkflächen in unmittelbarer Nähe. Unser Tipp: Mieten Sie den Wagen erst für den Tag, an dem Sie Tallinn verlassen. In der Hauptstadt selbst kommen Sie weitaus besser, schneller und entspannter mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit Taxis voran.
Eisstraßen
Eine der großen Attraktionen im winterlichen Estland sind die Eisstraßen. Sie werden freigegeben, wenn es lange kalt genug gewesen ist und die Eisdecke auf der Ostsee in den entsprechenden Küstengebieten dick genug ist. Für das Befahren dieser Eisstraßen gibt es eigene Verkehrsregeln: Man sollte sich ausnahmsweise nicht anschnallen und darf sich nur gleichmäßig in bestimmten Geschwindigkeitszonen bewegen. Machen Sie sich unbedingt schlau, bevor Sie sich auf dieses Abenteuer einlassen. Und das Wichtigste: Informieren Sie sich vorab, ob die jeweilige Eisstraße überhaupt freigegeben und somit geöffnet ist. Hier finden sich alle nötigen Infos.
Fahrpläne für Bus und Bahn stehen online zu Verfügung. Auf den Websites lassen sich auch direkt Tickets kaufen.
Es gibt eine durchgehende Zugverbindung von Tallinn über Rakvere und Narwa nach St. Petersburg. Auch nach Tartu und ins Seebad Pärnu kommt man von der Hauptstadt aus direkt mit der Bahn. Eine Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Tallinn und Warschau (über Riga und Vilnius) ist in Planung.
In den meisten Zügen sind WLAN- und Ladestationen verfügbar, und in neueren Zügen ist Kartenzahlung möglich. In der Mitte jedes Zuges befindet sich ein tieferliegender Abschnitt, in dem Sie bequem mit dem Rollstuhl, dem Fahrrad oder einem Kinderwagen einsteigen können.
Überlandbusse verkehren meist nur zwischen größeren Städten. Bisweilen gibt es dann weiterführende Verbindungen mit örtlichen Kleinbussen.
Am 19. Juli 2021 wurde auf der Insel Saaremaa und erstmals in Estland ein Pilotprojekt für bedarfsgesteuerten Verkehr gestartet – eine Kooperation der Inselgemeinde, der estnischen Verkehrsbehörde und Toyota Baltic. Ziel des Projekts ist es, den konventionellen Linienverkehr mit dem bedarfsgesteuerten öffentlichen Verkehr zu kombinieren, um den Menschen, vor allem auf dem Land, einen bequemeren Service zu bieten, der ihren Bedürfnissen besser gerecht wird.
Toyota Baltic stellt einen Dienstleister mit 7-sitzigen Fahrzeugen - dem Kleinbus Toyota Proace City Verso und dem Hybrid-SUV Toyota Highlander – zur Verfügung. Die Verkehrsbehörde Modern Mobility OÜ hat ihre in Entwicklung befindliche Software für bedarfsgesteuerten Verkehr "VEDAS" zur Verfügung gestellt, die auf der Grundlage der Rückmeldungen der Einwohner von Sõrve und des Dienstleisters dann weiterentwickelt werden soll.
Das Pilotprojekt auf Saaremaa ist Teil des internationalen Projekts RESPONSE, das zur Erforschung und Entwicklung nachfrageorientierter Verkehrslösungen in den Ländern rund um die Ostsee ins Leben gerufen wurde. An dem Projekt sind Verkehrsunternehmen aus Norwegen und Schweden, Universitäten aus Dänemark (Aalborg) und Schweden (Karlstad) sowie die Stadt Kaunas aus Litauen beteiligt.
Zu den estnischen Inseln gelangt man per Fähre. Tickets können online im Voraus gekauft werden und sind nicht bindend für die gebuchte Fähre. D.h.: Sollten Sie mit einem gebuchten Ticket früher als erwartet am Fährhafen sein, können Sie – je nach noch vorhandenem Platz – auch eine frühere Fähre nehmen. Auch nach hinten hinaus verfällt das Ticket nicht mit der gebuchten Fähre. Sollten Sie die verpassen, ist es noch weitere 48 Stunden gültig.
Es gibt auch Inlandsflüge von Tallinn zu den Inselstädten Kuressaare (Saaremaa) und Kärdla (Hiiumaa). Die Flugzeit nach Saaremaa beträgt 45 Minuten, die nach Hiiumaa rund 30 Minuten.
Routen und Fahrpläne der öffentlichen Verkehrsmittel in Tallinn (Bus und Bahn) finden sich online unter transport.tallinn.ee. Tickets können in bar beim Fahrer gekauft werden. Bei mehreren geplanten Fahrten empfiehlt sich allerdings eine andere Lösung:
Hier finden Sie weitere Informationen:
Es gibt diverse Taxiunternehmen in Tallinn. Die Preise variieren. Der gelbe Aufkleber in der rechten Heckscheibe jedes Fahrzeugs gibt Ihnen einen Überblick über die jeweiligen Fahrtkosten. Hotels und auch der Tallinner Flughafen kooperieren mit ausgewählten Taxiunternehmen; Sie können sich in diesen Fällen in aller Regel darauf verlassen, faire Preise zu bezahlen. Mit der mobilen App von Uber können Sie außerdem ganz einfach geprüfte Privatfahrer bestellen. Auch das estnische Konkurrenzunternehmen Bolt (ehemals Taxify) können Sie nutzen. Wussten Sie übrigens, dass Daimler bei Bolt investiert hat?
Wohnmobilurlaub in Estland liegt im Trend. Deutsche Wohnmobilisten erkunden immer häufiger das sympathische nordische Land mit seiner wunderschönen Natur. Wildcampen ist in Estland grundsätzlich gestattet; auch die Übernachtung im Wohnmobil ist überall erlaubt, wo es keine eindeutigen Verbotsschilder gibt. Darüber hinaus gibt es immer mehr Campingplätze. Deutscher Standard ist auf den Plätzen noch selten; die meisten sind sehr einfach. Aber auch diesbezüglich entwickelt sich einiges.
Auch die Esten selbst finden Gefallen an Wohnmobilen. Man kann mittlerweile vor Ort auch welche mieten, z.B. über Campstar, über McRent oder Touringcars. Kleine Camper gibt es auch beim lokalen Anbieter Eazycamper-Rentals.
Während der Sommersaison ist Estland ein beliebtes Ziel für Fahrradurlauber. Die Eurovelo-Route 10, die durch Estland führt, beginnt an der lettischen Grenze, verläuft entlang der Küste, führt in einem Rundkurs über die Inseln Saaremaa und Hiiumaa, passiert dann Tallinn und geht weiter, an der Nordküste entlang, zur russischen Grenze in Narwa. Sankt Petersburg ist von hier nur noch 140 km entfernt.
Aber auch im Inneren des Landes und der Inseln gibt es tolle Fahrradrouten. Hier sind einige Vorschläge:
In so gut wie allen größeren Orten können Fahrräder ausgeliehen werden. Wenn Sie im Land per Drahtesel unterwegs sind, ist es übrigens durchaus üblich, die Einwohner um ein Glas Wasser oder das Auffüllen Ihrer Trinkfalsche zu bitten.
Wenn Sie Ihr Fahrrad im Zug mitnehmen möchten, müssen Sie von April bis Oktober (einschließlich) ein Fahrradticket direkt im Zug kaufen. Wir empfehlen Ihnen, mindestens 15 Minuten vor der Abfahrt am Bahnhof zu sein. In jedem Zug gibt es 15 Fahrradplätze. Warten Sie, bis der Schaffner zu Ihnen kommt, um das Ticket zu bezahlen (es kostet die Hälfte des regulären Fahrgastpreises). Die Fahrkarte kann nicht im Voraus im Internet gekauft werden.
Außerdem sind Fernbusse im Allgemeinen gesetzlich verpflichtet, bis zu zwei Fahrräder mitzunehmen, wenn sie Platz im Gepäckraum haben. Lux Express bietet jedoch ein kostenloses Fahrradticket an - bis zu 5 Fahrräder können für jede Fahrt gebucht werden.