Die Geschichte des estnischen Waldes

Quelle: Sven Zacek

Die Geschichte des estnischen Waldes

Diejenigen, die an einem klaren Tag mit dem Flugzeug in Estland ankommen, können mit einem Blick aus dem Fenster die rauen Umrisse des lokalen Geländes erkennen. Während Estland seit jeher ein bewaldetes Land ist, haben sich die Wälder im letzten halben Jahrhundert vergrößert und bedecken heute rund 50% des Territoriums, dabei stehen 30% von ihnen unter Naturschutz.


Der Wald hat in der Geschichte den Esten stets Nahrung und Schutz geboten wodurch ihre Ursprünge tief im natürlichen Boden verwurzelt sind. Obwohl viele Esten heute einen beschäftigten suburbanen Lebensstil führen, suchen sie weiterhin die Wälder auf, um sich auszuruhen und ihren Körper und Geist wieder zu beleben.

Der Wald wurde immer wieder als Thema in der estnischen Folklore anerkannt und inspirierte Geschichtenerzähler und Maler, welche die schönen Landschaften dargestellt haben und die heute im Kumu Kunstmuseum ausgestellt werden. Die größten Wälder befinden sich im Nordosten und in Zentral Estland, von der Nordküste bis zur südlichen Grenze mit Kiefern, Birken, Fichten und Espen als die häufigsten Baumarten.

Die estnischen Wälder beherbergen eine überraschende Vielfalt an Wildtieren – einen Hasen, Fuchs oder Hirsch kann man häufig sehen, jedoch hat man sehr großes Glück, wenn man einen Wolf, Luchs, Bären oder Elch zu Gesicht bekommt. Noch seltener sind die europäischen Nerze, Bilche (Schlafmäuse) und fliegenden Eichhörnchen, die leider vom Aussterben bedroht sind.

Alte Wälder

In alten Wäldern kann man den Lebenskreis genau beobachten, wenn die Natur sich selbst überlassen wird. Kaum von menschlichem Einfluss ist der alte Järvselja Wald im Süden Estlands, welcher Heimat von Eulenarten und einer anmutigen 360-jährigen Kiefer Kuningamänd ist. Der Poruni-Wanderweg im Norden Estlands windet sich entlang der 10 Meter hohen Ufer des Flusses Poruni. Hier finden Sie eine Mischung aus gefallenen Baumstämmen, die dem Leben neue und zuweilen seltene Pflanzenarten verleiht.

Blick auf südestnische Wälder

Zwei millionen Hektar Wald dominieren die estnische Landschaft.

Foto von: Toomas Tuul

Heilige Bäume

In den harten nördlichen Witterungsverhältnissen sind Bäume seit Jahrhunderten die Lebensgrundlage. Während einige Bäume für den Bau von Hausern und Saunen verwendet wurde, blieben einige als Heilig geltende Baumarten unberührt. Ein heiliger Hain besteht in der Regel aus Laubbäumen und zog Gnomen, Feen und andere übernatürliche Kräfte der vergangenen Zeiten an.

Die Kassinurme Festung und Heiliger Hain wurden vor rund 2000 Jahren gegründet und sind somit einer der ältesten verbliebenen heiligen Orte in Estland. Eine Stunde Fahrt bringt Sie nach Rakvere, wo Sie einen Jahrhunderte alten heiligen Eichenhein finden können. Darüber hinaus ist Estland mit zahlreichen heiligen Bäumen versehen, die gewissermaßen als natürliche Denkmäler für die Lebensweise der Einheimischen mit ihrer Natur von alten Siedlern bis zu modernen Esten verbunden sind.


Zuletzt aktualisiert: 26.07.2022