Wir haben die schönsten Touren für Radelfans in zwei Beiträgen zusammengestellt. In diesem hier finden Sie unsere Vorschläge für die estnischen Inseln Muhu, Saaremaa, Hiiumaa und Kihnu. Im ersten Teil geht es um lohnende Touren auf dem Festland – rund um Tallinn, Tartu, Pärnu und in den Naturschutzgebieten.
Estland ist ein flaches Land. Tourenradler werden sich deshalb hier besonders wohlfühlen. Es gibt kaum lästige Steigungen, die einem den Schweiß auf die Stirn treiben. Man kann einfach so dahinradeln und die wunderschöne und sehr abwechslungsreiche Natur bewundern. Das gilt insbesondere für die estnischen Inseln.
Übrigens: Natürlich kann man in Estland Fahrräder leihen, wenn man das eigene nicht mit in den Urlaub nehmen kann oder möchte. Verleihstationen gibt es so gut wie überall im Land und auf den Inseln.
Muhu ist für viele nur "Durchgangsinsel" auf dem Weg nach Saaremaa. Zu Unrecht! Die kleine Insel ist eine Naturperle und überaus erkundungswürdig.
Foto: Aaron Urb, Visit Estonia
Wer nach Saaremaa will, kommt an Muhu nicht vorbei. Ganz im Osten der kleinen Insel liegt der Fährhafen Kuivastu, der Muhu mit dem Festland verbindet. Und Saaremaa wiederum erreicht man nur von Muhu aus über einen Damm. Doch auch Muhu selbst ist sehenswert und kann gut mit dem Fahrrad erkundet werden.
Die Insel hat man mit dem Rad in rund zwei Tagen bezwungen. Etwa 80 Kilometer misst die komplette Insel-Tour. Unterwegs finden sich pittoreske Fischerdörfer, Windmühlen, Landhäuser und jede Menge urwüchsiger Natur – inklusive Elchen und Dammwild.
Die größte estnische Insel Saaremaa verfügt mit Kuressaare über ein richtiges Inselzentrum mit Schlossanlage, Kurpark, diversen Restaurants und ist die Wellness-Insel Estlands. Hier gibt es viele SPA-Hotels, in denen man die Seele baumeln und den Alltag hinter sich lassen kann. Außerdem besitzt sie den typischen und wunderbaren Ostseeinsel-Flair – mit langen Stränden, leichten Sanddünen und gedrungenem, knorrigem Nadelgehölz.
Die komplette Tour Kihelkonna – Leisi erstreckt sich über 65 Kilometer und ist – inklusive der verschiedenen Stationen und Besichtigungsmöglichkeiten - gut und entspannt in zwei Tagen zu bewältigen. Highlights sind das Bauernhofmuseum Mihkli und die Halbinsel Tagamõisa.
Hiiumaa ist Estlands Fahrradinsel. Sie ist sehr "naturbelassen", hat kaum größere Ortschaften und man kann herrlich ausspannen. Mit dem Drahtesel kommt man hier überall hin und es gibt viele tolle Touren mit Rast- und Besichtigungsstationen:
Die Ausfahrt auf die Halbinsel Tahkuna ist mit rund 45 Kilometern Länge eine ordentliche Tagestour. Einfache Wege wechseln sich mit ruhigen Landstraßen ab. Besichtigungs-Highlights auf der Strecke sind u.a. das Militärmuseum und der Leuchtturm der Halbinsel.
Für diese Tour von Heltermaa nach Kärdla sollte man sich ebenfalls einen ganzen Tag lang Zeit nehmen. Alleine das Gutshaus Suuremõisa mit seinem einladenden Park verdient mindestens ein Stündchen Aufmerksamkeit. Und auch die weiteren Stationen – wie beispielsweise der Hafen Suursadam – geben einen guten und interessanten Einblick in die Geschichte Hiiumaas.
Mit 29 Kilometern ist die Tour von Luidja nach Kärdla ein ganzes Stück kürzer. Zeit zu haben, ist trotzdem gut, denn schon der Strand von Luidja im Ausgangsort der Tour ist überaus einladend – von dem Restaurant Viinaköök in einer alten Wodkabrennerei ganz zu schweigen. Diese Unternehmung ist außerdem etwas für Blumenfreunde: Orchideenliebhabern wird insbesondere um den Johannitag herum das Herz aufgehen.
Im Süden Hiiumaas lockt eine 30 Kilometer lange Tour zwischen Käina und Kassari. In Orjaku lassen sich auf dem entsprechenden Turm sehr gut Vögel beobachten – ihr Artenreichtum auf der Insel ist faszinierend. Auch der Hafen im Ort mit dem kleinen Pub ist reizend. Natur pur samt unmittelbarer See-Erfahrung gibt es auf der Landzunge Sääretirp.
Zu guter Letzt empfehlen wir auf Hiiumaa die Radtour von Sõru nach Kõpu. Es ist mit 60 Kilometern die längste der vorgeschlagenen Fahrten – aber sie lohnt sich. Und man kann sie natürlich auch in mehrere Etappen aufteilen. Diese Route lebt von Kirchen – z.B. der reizenden hölzernen Mänspäe-Kapelle – und von Leuchttürmen. Denn hier auf Hiiumaa steht der älteste und vielleicht eindrucksvollste Leuchtturm Estlands. Ein weiteres Kuriosum auf dieser Tour gibt es in Ristna. Dort nämlich kann man ein ganz besonderes Museum aufsuchen: das Museum der Meeresabfälle, das gleichzeitig ein kreativer Supermarkt ist, in dem allerlei u.a. aus Strandgut gefertigt wird.
Foto: Renee Altrov, Visit Estonia
Auf Kihnu scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Insel ist vor allem für drei Dinge bekannt: für die traditionellen Trachten, für das Quasi-Matriarchat und für die alten sowjetischen Beiwagen-Motorräder, mit denen die Frauen über die Insel sausen. Kihnu verfügt aber auch über eine großartige Landschaft und eignet sich ausgezeichnet für die Erkundung mit dem Fahrrad. Die Insel ist nicht sehr groß, so dass man auf einer Rundtour einen guten Überblick bekommt.
Hafen, Museum, Leuchtturm – das sind die Besichtigungs-Stationen, die man auf der Erkundungstour per Rad unbedingt einplanen sollte. Das Schöne auf der Insel: Hier gibt es – mit Ausnahme der bekannten Motorräder – kaum motorisierten Verkehr. Als Fahrradfahrer ist man somit sehr sicher und mittendrin in herrlichster Natur. Übrigens: Wer kein Fahrrad auf die Insel mitbringen möchte, kann sich in mehreren entsprechenden Verleihstationen mit einem Zweirad eindecken.
Vormsi ist ein idyllisches Fleckchen. Hier leben heute rund 350 Einwohner in 14 Inseldörfern, die aufgrund ihrer Vergangenheit alle sehr schwedisch klingen. Im Inselhauptort Hullo steht eine hübsche Kirche aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts. Der Inselleuchtturm findet sich in Saxby, im Nordwesten. Die Menschen auf Vormsi leben von Landwirtschaft und Fischfang. Seit einigen Jahren erhält auch der (Sommer-)Tourismus zunehmenden Stellenwert.
Natürlich können Sie Ihre Fahrradausflüge auch auf eigene Faust unternehmen – verfahren werden Sie sich hier nicht. Wer möchte, kann aber ein spezielles Angebot in Anspruch nehmen: Auf Vormsi gibt es geführte Touren in Begleitung kenntnisreicher einheimischer Fahrrad-Guides, die unterwegs über die Geschichte der Insel informieren und natürlich die schönsten Strecken und Plätze kennen.
Für die 55 Kilometer-Tour über die Insel empfehlen wir zwei Tage. Man sollte die Sache hier gemächlich angehen und in den Insel-Rhythmus eintauchen. Start der Tour ist am hübschen Inselhafen Sviby, in dem man übrigens auch Fahrräder leihen kann. Der Vollständigkeit halber: Hier gibt es auch einen Bootsverleih und ein nettes kleines Café mit Blick auf die See. Die Strecke führt durch die Inseldörfer, wartet mit dem Besuch des Bauernhofmuseums auf und natürlich steht auch der Leuchtturm auf dem Plan.