"e-Estonia" – das "e" steht für elektronisch und wurde zur Erkennungsmarke für die so erfolgreiche Leidenschaft im Land für alles, was vernetzt und digitalisiert ist.
Die Bürger und Politiker des Landes sind von der Effizienz des „e" gleichermaßen begeistert. Hinter Marken wie Skype, Hotmail und zuletzt TransferWise (ein Online-Überweisungsdienst, in den sogar Personen wie Richard Branson investiert haben) wurden von Programmierern aus Estland ins Leben gerufen. Estland hat den Zugang zum Internet als ein Grundrecht erklärt, verfügt über eine florierende IT-Start-up-Kultur und hat für Bürger und Unternehmen eine beispiellose Bandbreite an Leistungen der öffentlichen Hand in digitaler Form optimiert.
It may surprise you, but Estonia is now a world leader in technology. In 2013, we asked why http://t.co/vuQEsLQlEL pic.twitter.com/xb0d5P3Uzz
— The Economist (@TheEconomist) June 12, 2015
Im Jahr 1991, als Estland wieder unabhängig wurde, nahm dies alles seinen Anfang. Die Politiker des Landes hatten das seltene Glück, im Hinblick auf die Bürokratie bei „0" anfangen zu können. Sie vertrauten einfach den expandierenden Möglichkeiten des Internets und der Bedeutung von Innovation und führten das Land in die Position einer der fortschrittlichsten eGesellschaften der Welt.
Heute denkt niemand in Estland reumütig an die „guten alten" Zeiten zurück – verfügt man doch über eine große Bandbreite an e-Anwendungen. Der estnische Staat bietet seinen Bürgern derzeit 600 und seinen Unternehmen 2.400 e-Dienste. Und wer zu der großen Zahl an Landsleuten zählt, die ihren in Estland entwickelten elektronischen Personalausweis (die ID-Karte, die als Online-Pass dient) einsetzt, der kann:
Die digitale Gesellschaft e-Estonia wurde in weiten Teilen dadurch möglich, dass die Infrastruktur des Landes sehr dezentral entwickelt wurde – eine verbundene Reihe von Netzwerken und nicht ein einziges komplexes Programm. Dank der Flexibilität dieses Open-set-up konnten im Laufe der Jahre neue Komponenten entwickelt und hinzugefügt werden, und es war nicht erforderlich, die bestehenden Anwendungen kostenaufwändig zu aktualisieren.
Die ID-Karte kann bei praktisch allen innovativen e-Diensten in Estland eingesetzt werden. Sie können sich identifizieren und digital unterzeichnen. Dies ist durch den estnischen Gesetzgeber juristisch abgesichert und eine digitale Unterschrift ist rechtswirksam. Zur bestmöglichen Gewährleistung der Sicherheit werden die Daten hoch verschlüsselt und lediglich eine ganz geringe Menge an personenbezogenen Daten werden auf der Karte gespeichert. Verloren gegangene Karten können unkompliziert für ungültig erklärt werden und in mehr als einem Jahrzehnt wurde nicht ein einziger Fall von Missbrauch gemeldet!
Dieses Land ist also lückenlos angeschlossen – daher ist es keine Überraschung, dass Sie praktisch überall kabellos ins Internet können, und das fast immer kostenlos und mit kurzen Ladezeiten. Kabelloses Internet finden Sie an den meisten öffentlichen Orten wie Parks, Plätze, Kneipen, Cafés, Restaurants, Flughäfen, Züge, Busbahnhöfe und häufig haben Sie sogar dort Zugang, wo Sie es am wenigsten erwarten, nämlich am Strand oder im Wald. Derzeit werden Pläne umgesetzt, im Land die nächste Breitband-Generation mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 100 Mbit/s einzuführen.
Der Fortschritt des Landes in diesem Bereich bleibt natürlich nicht unbemerkt und gerade aufgrund des Erfolgs bei Transparenz und Zugang wurde Estland zu einem Spitzenreiter der e-Governance. Eine Position, mit der man mithalten möchte, und verschiedene Nichtregierungsorganisationen wie das EGovernance Academy Centre fördern die Zusammenarbeit zwischen Estland und anderen Ländern, insbesondere in Mittel- und Osteuropa sowie in Afrika.
Andere Möglichkeiten, wie Estland andere Länder an seinem Erfolg teilhaben lässt, ist das kürzlich gestartete und weltweit erstmalige e-Residency-Programm. „Über e-Residency kann jeder Bürger der Welt eine behördlich gewährte digitale Identität und so die Möglichkeit erhalten, über das Internet eine Firma zu leiten und sein ganzes unternehmerisches Potenzial weltweit zu entfalten", so Kaspar Korjus, Programme-Manager des e-Residency-Programms.