Estland ist Museumsland. Mit über 250 verschiedensten Museen – großen, kleinen, spektakulären und pittoresken – dürfte die Museumsdichte pro Kopf der Bevölkerung europaweit in der Spitze liegen. Hier sind die Top 10 der estnischen Museen.
Ihre Museen bauen die Esten zwar natürlich auch, aber keineswegs nur für die Besucherinnen und Besucher des kleinen nordischen Landes. Sie selbst gehören mit rund 1,5 Museumsbesuchen pro Person und Jahr zu den fleißigsten Ausstellungsfans des Kontinents. Man beschäftigt sich einfach gerne vertieft mit verschiedensten Dingen, Wissen und Bildung gelten in der ganzen Gesellschaft als hohes Gut.
Und außerdem bestehen viele der estnischen Museen nicht nur aus der üblichen Reihung von Exponaten, sondern sind stattdessen spannend aufgebaut und oft sogar interaktiv. Dass man die Sachen anfassen und dass man sozusagen mitmachen kann, erhöht die Attraktivität von Ausstellungsbesuchen ganz dramatisch – vor allem für Kinder und Jugendliche.
Basierend auf den besten Bewertungen beim Reisetipp-Portal Tripadvisor stellen wir im Folgenden die Top 10 der Museen Estlands vor.
Foto: Roser Cusso, Visit Estonia
Das TYPA-Druck- und Papierkunstmuseum befindet sich in der alten Schuhfabrik in Tartu; es gilt als Geheimtipp für Museumsfreunde. Das Museum gewährt Einblick in die Papierherstellung und in die Geschichte des Buchdrucks. In der Dauerausstellung sind historische Druckerpressen zu bestaunen. Darüber hinaus gibt es interessante Wechselausstellungen zu verschiedenen Themen. Das TYPA ist für ältere Kinder, Erwachsene und sogar für Fachleute gleichermaßen interessant.
Foto: AHHAA, Visit Estonia
Das AHHAA Wissenschaftszentrum ist ein interaktives Museum im besten Sinn, das Neugier weckt, Begreifen fördert und die Besucherinnen und Besucher mit einem erweiterten Horizont entlässt. Spielerisch können Kinder, aber auch Erwachsene sich hier wissenschaftlichen Fragen praktisch nähern und die Antworten unmittelbar selbst erleben. So spannend ist Lernen selten. Das AHHAA ist mit Sicherheit eines der unterhaltsamsten Wissenschaftsmuseen Nordeuropas.
Foto: K. Haagen, Visit Estonia
Der Wasserflugzeughafen ist Teil des estnischen Seefahrtmuseums in der Hauptstadt Tallinn. Das Hauptmuseum befindet sich in der „Dicken Margarete", einem Turm der mittelalterlichen Stadtmauer. Die Außenstelle des Museums liegt im Hafen Lenusaddam und ist in einem historischen Wasserflugzeug-Hangar untergebracht. Es handelt sich mit knapp 200 Exponaten um eine der größten Ausstellungen zur Geschichte der Seefahrt Europas. Hier sind das U-Boot Lembit, der jahrhundertealte Eisbrecher Suur Tõll, der Jet Short 184, das Wrack des ältesten Schiffes estnischen Ursprungs, Minen- und Kanonenboote und viele andere Seefahrzeuge zu besichtigen. Ein Besuch im Wasserflugzeughafen ist ein unvergessliches Erlebnis für die ganze Familie.
Foto: Ritterordenmuseum, Visit Estonia
Das Ritterorden-Museum führt in die historische Ritterwelt ein. Es ist ein relativ kleines Museum, das jedoch anhand von über 700 Exponaten (vor allem Orden) einen guten Überblick über die zahlreichen, verschiedenen kampferprobten und gepanzerten Diener der Herrscherhäuser gibt, die die mittelalterliche Welt geprägt haben.
Foto: Silja Järv, Visit Estonia
Das Spielzeugmuseum in Tartu ist ein entzückender Ort, der wunderbare Einblicke in die kindliche Spielwelt gibt, wie sie sich über die Jahrzehnte entwickelt und verändert hat. Zu sehen sind u.a. Puppen und Puppenstuben, Kuscheltiere und Spielzeugautos und eine funktionstüchtige Modelleisenbahn. Eltern und Großeltern, die das Museum mit ihren Kindern besuchen, werden hier und da einen kleinen Nostalgieanfall bekommen. Und sie können ihren Kindern zeigen, womit sie selbst in ihrem Alter gespielt haben. Im Sommer wandelt sich der Innenhof des Museums übrigens zu einem großen Outdoor-Spielplatz!
Foto: Gesundheitsmuseum, Visit Estonia
Das estnische Gesundheitsmuseum gibt es bereits seit 1924. Es befindet sich in der Altstadt von Tallinn und beschäftigt sich mit dem menschlichen Körper, mit Erkrankungen und mit Salutogenese. Die Exponate geben Einblick in Anatomie und Physiologie, um den Körper besser zu verstehen. Außerdem wird in der Ausstellung ein Bewusstsein für Zusammenhänge geschaffen und anhand diverser Gesundheitsthemen an die eigenen Möglichkeiten appelliert, sich selbst möglichst gesund zu erhalten (oder es wieder zu werden).
Foto: Nationalmuseum, Visit Estonia
Das estnische Nationalmuseum erzählt die Geschichte Estlands und der Esten von den ersten finno-ugrischen Siedlern über die diversen Zeiten der Fremdherrschaft bis zum modernen und unabhängigen heutigen Staat. Das Museum steht auf einem weitläufigen ehemaligen sowjetischen Militärgelände am Stadtrand von Tartu und ist allein architektonisch schon sehenswert. Das langgestreckte und ausgesprochen beeindruckende Gebäude (siehe Titelbild dieses Beitrages ganz oben) wurde in die Flucht der einstigen Landebahn gebaut. Das gesamte Gelände war zu Sowjetzeiten Sperrgebiet; es gab keine offiziellen Fotos von der geheimen Anlage und Einwohner der Stadt wurden mit allen Mitteln daran gehindert auch nur einen Blick auf das Areal zu werfen. Ein geschichtsträchtiger Ort mit großer Symbolkraft also, der durch den Museums-Neubau sozusagen vom Volk zurückerobert wurde.
Foto: Saaremaa Museum, Visit Estonia
Das Saaremaa-Museum befindet sich in der Bischofsburg von Kuressaare, dem Hauptort der größten estnischen Insel Saaremaa. Bei der Burg handelt es sich um eine der interessantesten, schönsten und am besten erhaltenen Burganlagen in Estland. Das hier untergebrachte Museum erzählt die Geschichte der Insel und ihrer Bewohner von der Antike bis in die Gegenwart. Auch Aktivitäten wie Bogenschießen und Schatzsuchen werden den Besucherinnen und Besuchern angeboten.
Foto: Visit Estonia
Das estnische Freilichtmuseum befindet sich im Westen von Tallinn, im Stadtteil Rocca al Mare, der ursprünglich nur aus dem weitläufigen Gelände des heutigen Museums direkt am Ostseeufer bestand. Die 14 Bauernhäuser des Freilichtmuseums gewähren Einblicke in das Leben typische estnischer Bauernfamilien zwischen den 18. und dem 20. Jahrhundert. Das Museums-Dorf verfügt über eine Kirche, eine Taverne, ein Schulhaus, Mühlen und einen Dorfladen. Im Museumsshop können estnische Handarbeit und Kunsthandwerk gekauft werden. Viele Workshops und Aktivitäten werden angeboten und das große Gelände direkt am Meer lädt außerdem zu Spaziergängen und zur Vogelbeobachtung ein.
Foto: EAS, Visit Estonia
Das KUMU im Tallinner Stadtteil Kadriorg ist der Hauptausstellungsort des estnischen Kunstmuseums, das sich auf insgesamt fünf Standorte in der Hauptstadt verteilt. 2008 war es europäisches Museum des Jahres, 2019 feierte das estnische Kunstmuseum seinen 100. Geburtstag. Das KUMU widmet sich in der Hauptsache moderner und zeitgenössischer Kunst. Die Dauerausstellung konzentriert sich auf Exponate estnischer Künstlerinnen und Künstler seit dem frühen 18. Jahrhundert. Zahlreiche Wechselausstellungen zeigen auch internationale Werke und sind thematisch fokussiert.
Natürlich gibt es in ganz Estland viele weitere spannende Museen – auch in kleineren Städten des Landes –, die allesamt einen Besuch wert sind. Hier kann man die Museen nach verschiedenen Kriterien selektieren und nähere Informationen erhalten.