Gute Gründe, warum Sie Rakvere besuchen sollten

Quelle: Simo Sepp, Visit Estonia

Gute Gründe, warum Sie Rakvere besuchen sollten

Es ist nicht Tallinn und es ist auch nicht Tartu, aber die Stadt Rakvere im Norden Estlands hat ihren ganz eigenen Charme. Es ist eine hübsche und – wenn man so will – typische estnische Stadt, die ohne die Superlative Tallinns und ohne die intellektuelle Tradition Tartus auskommt, die trotzdem ausgesprochen attraktiv ist und einen Besuch unbedingt lohnt.


Vielleicht kennt man als deutscher Estland-Fan die Burg von Rakvere. Und womöglich hat man im Aqva-SPA schon einmal ausgespannt. Aber dass man in einem der Museen der Stadt Verbrecher jagen kann, in einem anderen erfährt, wie es den Menschen früher ohne Strom ging, wussten Sie nicht, oder? Geben Sie's zu!

Und Rakvere hat noch mehr zu bieten: Einen ausgesprochen modern gestalteten zentralen Platz, zum Beispiel (auf dem Kinder auch gerne herumklettern können!); sympathische Geschäfte und Restaurants, eine junge kreative Szene, ein Theater und ein frisch renoviertes Kultur-Erlebniszentrum unter freiem Himmel. Gerade für Familien mit Kindern ist die Stadt ein wirklich lohnendes Reiseziel. Im Touristen-Informationszentrum vor Ort erhält man alle interessanten Informationen für den Aufenthalt.


Die Burg 

Über der Stadt thront die Burg

Foto: Kaupo Kalda, Visit Estonia

Während alte Gemäuer junge Seelen für gewöhnlich völlig kalt lassen, ist das bei der Burg Rakvere anders. Das mittelalterliche Wahrzeichen, das sich hoch oben auf dem Hügel über der Stadt präsentiert, lässt Groß und Klein staunen. Man versucht sich vorzustellen, wie ein so mächtiges Gebäude zur damaligen Zeit auf solch unwegsamem Gelände errichtet werden konnte und wie die Bewohner dann erfolgreich den Feinden trotzten.

Und damit das ganze kein reines Phantasieerlebnis bleibt, hat die Burg Rakvere auch im Hier und Jetzt eine ganze Menge anzubieten: Man kann den ehemaligen Folterkeller besichtigen – und sollte vielleicht direkt anschließend auch den Weinkeller aufsuchen; der ist erbaulicher! –, man kann sich im Bogenschießen üben und an einem typisch mittelalterlichen Essensgelage mit Spielen teilnehmen.

Selbstverständlich bietet die Burg Rakvere auch Führungen an. Klar ist jedenfalls: Langweilig wird's hier niemandem.


Der Auerochse

Im Sommerhalbjahr ist der Ochse stets von Besuchern belagert

Foto: Stadt Rakvere, Visit Estonia

Gar nicht weit von der Burg entfernt wartet bereits das nächste Wahrzeichen Rakveres: der städtische Auerochse. In seiner monumentalen Größe ist er schon von Weitem zu sehen. 7 Tonnen wiegt das Tier, es misst beinahe 4 Meter in der Höhe und ist das meistfotografierte Objekt der Stadt.


Das Polizei-Museum

Nirgends sonst in Estland können Sie sich ohne Ausbildung als Polizist versuchen. Im Polizeimuseum in Rakvere geht das. Sie nehmen Fingerabdrücke, Sie identifizieren Falschgeld, lösen Krimi-Rätsel, testen plötzliches Bremsen mit einem Sicherheitsgurt und werden jede Menge Herzklopfen haben.

Das reicht noch nicht? Sie brauchen mehr Adrenalin? Na gut: Dann bekommen Sie ein Maschinengewehr nebst der Aufgabe, das Leben einer Geisel zu retten und die Schurken zu entwaffnen. 

Das Polizeimuseum ist kein gewöhnliches Museum; hier läuft man nicht herum und betrachtet Exponate – hier spielt das Leben! Klein und Groß genießen ein echtes interaktives Erlebnis und lernen Lektionen fürs Leben.


Die Lange Straße

Architektonisch sehenswert: die Lange Straße

Foto: Liina Selter, Visit Estonia

Sie ist die Architektur- und Kulturmeile Rakveres: Auf der Langen Straße (Pikk tänav) – die übrigens so lang gar nicht ist –, finden sich architektonisch interessante Gebäude, Künstler-Ateliers, Kunsthandwerksläden und zwei Museen. Die Straße beginnt direkt vor der Tür des Polizeimuseums, führt jedoch auch noch am so genannten "Stadtbürger-Museum" vorbei, das, wie der Name schon sagt, den Einwohnern Rakveres gewidmet ist.

Wie lebte eine Familie hier im 18. und im 19. Jahrhundert? Wie im frühen zwanzigsten? Das alles kann man hier erfahren – und auch, dass es ein Leben ohne Strom, Waschmaschine und Internet geben kann.


Der zentrale Platz

Das Marktgebäude auf dem zentralen Platz der Stadt

Foto: Janek Laanemäe, Visit Estonia

Wenn Sie Rakvere mit Kindern besuchen, gehen Sie unbedingt auch über den zentralen Platz der Stadt. Während die Kinder hier klettern und sich beschäftigen, können Sie die Größe des Marktplatzes und das historische Marktgebäude bewundern, das 1920 fertiggestellt wurde und definitiv zu den architektonischen Sehenswürdigkeiten von Rakvere gehört.

Hier findet sich auch die Skulptur "Jüngling mit Fahrrad beim Musikhören", die dem Ehrenbürger der Stadt, dem berühmten estnischen Komponisten Arvo Pärt, gewidmet ist.


Die Dreifaltigkeitskirche

Die Dreifaltigkeitskirche hat sich über die Jahrhunderte immer wieder behauptet

Foto: Ilmar Mesi, Visit Estonia

In dieser Kirche, die im Laufe ihrer Geschichte mehrmals zerstört wurde, kann man die Kanzel und die mit barocken Schnitzereien verzierte Altarwand besichtigen. Im auffallend schlanken Turm schlägt eine Glocke von Arvo Pärt.

Die Dreifaltigkeitskirche wurde im späten Mittelalter, ungefähr um 1430, vollendet und hat seither eine bewegte Geschichte erlebt. Im Livländischen Krieg begannen russische Truppen, die Kirche abzureißen, um damit Festungsmauern zu sichern. Wenig später wurde sie schließlich komplett zertrümmert. Ein Jahrhundert später wurde die Kirche wieder aufgebaut. Das Glück währte ihr nicht lang, denn ihr Turm wurde in den Schlachten des Nordischen Krieges abermals zerstört. Heute erstrahlt die Kirche wieder in vollständigem Glanz und mit Turm. Die letzte große Restaurantionsarbeit des letzten Jahrhunderts bestand im Bau einer Kanzel und einer mit Barockschnitzereien verzierten Altarwand.


Das Open Air-Kulturzentrum Vallimägi

Neu gestaltet: das weitläufige Open Air-Kulturzentrum

Foto: Kaupo Kalda, Visit Estonia

Vallimägi, das kürzlich renoviert und neu gestaltet wurde, ist das Kultur- und Freizeitzentrum Rakveres. Alles findet hier unter freiem Himmel statt. Es gibt ein Amphitheater, eine große Bühne, Spazierwege, Sitzgelegenheiten und vieles mehr. Vallimägi wurde schon im 13. Jahrhundert als Versammlungsort genutzt.

Besonders schön ist der Park bei Nacht, wenn alle 300 Lichter angehen. Es gibt hier auch einen legendären Platz für romantische Pärchen – Musumägi, den "Berg der Küsse" – an dem Verliebte sich gerne aufhalten und die schöne Aussicht genießen.


Das Aqva SPA 

Erholung und Spaß für die ganze Familie

Foto: Aron Urb, Visit Estonia

Diese Wellnesseinrichtung zieht sowohl Besucher aus ganz Estland als auch Gäste aus dem Ausland an. Das Aqva SPA ist ein recht großes SPA – mit angeschlossenem Hotel – und bietet alles, was man aus größeren deutschen Thermen kennt: Bade- und Saunalandschaften, Whirlpools, Massagen, Entschlackungs- und Schönheitsanwendungen in angenehmem, ruhigem und erholsamem Ambiente – und vor allem auch viele Aktivitäten für Kinder. Das macht das Aqva SPA zu einer lohnenden Adresse für einen Tagesausflug mit der ganzen Familie.

Wenn Sie im zugehörigen Hotel übernachten wollen, planen Sie frühzeitig; oft ist es schon monatelang im Voraus ausgebucht.


Der Eichenwald und der deutsche Soldatenfriedhof

Der Friedhof im Eichenwald

Foto: Stadt Rakvere, Visit Estonia

Wer große Bäume mag, wird diesen Wanderweg lieben: 300 Jahre alte Eichen säumen den etwa drei Kilometer langen Lehrpfad, der etwas außerhalb des Zentrums liegt und außerdem allerhand Informationen für Interessierte bereithält. Auf ihm passiert man auch den Friedhof für deutsche Soldaten und die 1991 errichtete Okaskroon-Säule, die an jene Bürger Rakveres erinnert, die unter der kommunistischen Herrschaft nach Sibirien deportiert worden sind.


Rakvere ist ein wirklich lohnender Tipp (nicht nur) für den Familienurlaub. Übrigens ist auch der Nationalpark Lahemaa ganz in der Nähe. Und abgesehen von seiner grandiosen Natur und seinen Wanderwegen durchs Hochmoor oder entlang der Küste, finden sich hier auch drei der schönsten und besterhaltenen Gutshöfe aus der Zeit des deutsch-baltischen Adels: Palmse, Sagadi und Vihula.


Zuletzt aktualisiert: 11.02.2021

Thema: Nordestland